Funktionelle und Dissoziative Neurologische Symptome : Patientenführer -Deutsch

Schwindel
Schwindel ist ein häufiges Symptom in der Neurologie. Es kann schwierig sein dem Arzt die Beschwerden richtig zu erläutern.
Hier ist eine einfache Möglichkeit zur Einteilung von Schwindel in verschiedene Typen:
1. Gefühl des Beinahe-Kollabierens - wenn Sie jemals in Ohnmacht gefallen sind, kennen Sie dieses Gefühl! Wenn Sie das noch nie erlebt haben, kann es eine unerwartete Empfindung sein. Typischerweise tritt es auf, wenn man lange steht oder gerade aufgestanden ist. Man fühlt sich benommen, schwindelig, manchmal hört man ein Rauschen in den Ohren oder die Töne werden leiser, man sieht verschwommen und leidet oft an Übelkeit. Ärzte nennen dieses Gefühl Präsynkope. Wird jemand tatsächlich ohnmächtig, nennt man es Synkope.
Die Ursachen dafür können zum Beispiel zu rasches Aufstehen oder schmerzhafte Reize (wie beim Blutabnehmen oder zahnärztlichen Eingriffen) sein. Dies ist häufiger bei Hitze und vollem Magen. Männer sind besonders anfällig dafür wenn sie im Stehen urinieren (vor allem in der Mitte der Nacht).
Ein Gefühl des Beinahe-Kollabierens kann auch auftreten, wenn Leute hyperventilieren. Dies kann während Panikattacken passieren, aber auch in Zusammenhang mit zu schnellem oder tiefem Atmen. Letzteres wird als Hyperventilation bezeichnet.
2. Gefühl von Bewegung - Betroffene empfinden ein Gefühl der Bewegung, auch wenn sie in Ruhe sind. Die Bewegung kann eine sich drehende Bewegung oder eine Schaukelbewegung wie auf einem Boot sein. Der medizinische Fachausdruck dafür ist Schwindel oder Vertigo.
Vertigo hat viele Ursachen. Oft sind die Strukturen im Innenohr betroffen, die das Gleichgewicht kontrollieren (genannt Bogengänge). Häufige Ursache ist ein Ablösen von Kristallen vom Gleichgewichtsorgan des Innenohrs und Einschwemmen dieser Kristalle in die Bogengänge, wodurch vor allem bei Lageänderung Scheinbewegungen der Umwelt ausgelöst werden können. Auch Migräne kann mit Schwindel einhergehen.
Vertigo ist kein funktionelles Symptom, aber genau wie bei der Präsynkope ist es hilfreich darüber Bescheid zu wissen. Einige Patienten entwickeln Vertigo und dieser triggert dann die Entstehung von funktionellen Beschwerden.
Vertigo hat ein besonders hohes Potential bei Betroffenen Angst auszulösen.
Patienten mit Schwindel entwickeln manchmal eine Abneigung gegen Kopfbewegungen, da diese oft Schwindelattacken auslösen. Je mehr man jedoch Kopfbewegungen vermeidet, desto eher entwickelt man Nackensteifigkeit, was wiederum zu Nackenschmerzen/Kopfschmerzen führen kann.
Eventuell entsteht eine Kombination von Nacken- und Kopfschmerzen und Schwindel, wobei der initial vorhandene Schwindel oft verschwindet, die übrigen Symptome aber persistieren. Siehe unten.
3. Ein Gefühl der Abwesenheit - Es kann sich um Dissoziation handeln, dabei fühlen Sie sich von Ihrer Umgebung oder Ihrem Körper abgetrennt. Siehe auch auf der Seite betreffend Dissoziation.
Patienten mit Schwindel können mehrere dieser Schwindeltypen haben. Manchmal beschreiben Patienten auch nur ein vages Gefühl, wie einen "nebligen Kopf" oder einen "Watte-Kopf".
Wie Schwindel, Nackenschmerzen und Kopfschmerzen einander verschlechtern können
Jede Form von Schwindel, die durch Bewegungen von Kopf/Hals verschlechtert wird, kann Nackenschmerzen verursachen. Dies geschieht oft in einem Teufelskreis, wie oben beschrieben. Diese Diagramme zeigen das Problem in grafischer Form.
Wenn auch Sorgen dazukommen, wird das Problem noch verstärkt................
ABER....dieser Teufelskreis kann durch Bekämpfung der Vermeidungshaltung von Kopf/Hals-Bewegungen und Gewöhnung des Mittelohrs an Bewegung durchbrochen werden. Dies kann mit Übungen, die Nacken-und Augenbewegungen fördern (vestibuläre Übungen) erreicht werden. Sie können mehr darüber auf anderen Internetseiten erfahren.


